Erst mal eine kurze Entschuldigung, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe, aber ich hatte in den letzten Monaten keine richtige Motivation dazu, gerade weil ich wegen der ganzen Weihnachts- und Neujahrszeit viel Heimweh hatte. Außerdem ist ja auch noch mein einer Gastbruder abgereist, mit dem ich immer so viel gemacht habe, das war dann lange etwas schwer für mich.
Die letzte Zeit war mal wieder komisch und demotivierend, aber das gehört eben jetzt einfach seit fast zwei Jahren zu unserem Leben dazu, immer mal wieder einfach zu Hause vor dem Computer eingepfercht zu sein. Und so auch nach diesen Weihnachtsferien.
Obwohl die Zahlen hier nicht ganz so hoch sind wie in Deutschland (siebentagesinzidenz von 706 in Deutschland zu 368 in Neufundland, Stand 21.1.), sind die Leute hier etwas panischer, weil die Zahlen noch nie so hoch waren. Für manche ist der Schnelltest, den wir gestern von der Schule bekommen haben, um ihn zu machen, bevor wir am Dienstag zum ersten Mal drei Wochen wieder in die Schule kommen, der erste. Das fühlt sich schon witzig an, weil ich ja letztes Mal, als ich noch in Deutschland in der Schule war, jede Woche drei Tests machen musste. Und hier ist es so was Neues. Jedenfalls freue ich mich schon wieder, in die Schule gehen zu können. Jeden Tag nur aufzustehen, drei Schritte zu machen, um den Computer zu holen und sich dann wieder ins Bett zu legen, hat echt keine guten Auswirkungen auf die Psyche. Denn wo soll ich die Motivierung nehmen, mich normal anzuziehen? Ich freue mich schon wieder, meine Freunde zu sehen. Aber jetzt erstmal noch ein bisschen zu meinen anderen Erlebnissen der feierlichen Jahreszeit bis jetzt.
Zwei Tage vor Weihnachten hat unser Dackel Babys bekommen, die sind echt süß. Momentan fangen sie schon an zu spielen und freuen sich, wenn man sich mit ihnen beschäftigt.


Aber als wir für Weihnachten vier Stunden im Auto zur Tochter meiner Gasteltern gefahren sind, waren sie gottseidank noch so klein, dass sie nichts mitbekommen haben. Weil meine Gasteltern ihr Weihnachten morgens mit ihren Enkeln verbringen wollten, haben wir unsere Bescherung nachts gemacht, das hat sich dann gar nicht so viel anders angefühlt. Mein thailändischer Bruder und ich haben alle die gleichen Geschenke bekommen, Handschuhe, Mützen, Chips und Süßigkeiten, Handtücher, Schulmerch (Pullover mit Schullogo) und Schlüsselanhänger. Es war ein schöner Abend, und unser Tannenbaum war ein improvisierter Miniplastikbaum, weil wir ja in einer Ferienwohnung waren, das sah ganz lustig aus.

Generell habe ich hier selten jemanden getroffen, der hier einen echten Weihnachtsbaum hat. Die haben alle wiederverwendbare Plastikbäume, unserer wird auf dem Dachboden über meinem Zimmer aufbewahrt, und um den raus und wieder reinzubekommen, mussten wir immer mein ganzes Zimmer umräumen, weil die Klappe über meinem Bett ist.
Ich glaube letztes Jahr war eines der ersten, wo ich weiße Weihnachten hatte. Um Weihnachten herum war es sehr kalt, die letzten Tage dann wieder etwas wärmer und heute gab es wieder Schnee.

Aber meine Gastmutter sagt nur immer, wir sollen nicht um Schnee bitten, denn am Ende passiert wieder sowas wie vor zwei Jahren, wo sie innerhalb eines Tages Schnee bis zur Decke hatten und ein paar Tage das Haus nicht verlassen konnten. Ich habe Fotos gesehen, das sah echt ungeheuerlich aus.
Silvester habe ich mit Freunden im Haus einer anderen Austauschschülerin verbracht, das war auch sehr schön. Ich habe in letzter Zeit, bevor Corona wieder so einschränkend war, viel mit ein paar der Austauschschüler unternommen, aus Spanien, Thailand, Brasilien, Nigeria. Es ist krass, dass wir von allen Teilen der Welt kommen, aber doch alle doch das Gleiche machen. Ich meine, ja klar, aber das ist trotzdem immer wieder so interessant.
Letztes Jahr war ein herausforderndes für mich, aber nicht nur für mich. Ich möchte mich so sehr bei allen bedanken, die mir immer zur Seite stehen, besonders bei meinen Eltern, die immer für mich da sind, auch wenn ich manchmal dreimal täglich anrufe. Aber auch bei meinen Freunden, bei denen, die das hier vielleicht lesen, und auch denen, die das hier gar nicht lesen können, meiner Familie und allen in meinem Leben. Dieses letzte halbe Jahr hat mich komplett aus meiner Komfortzone gezogen, mir viel abverlangt, aber das war mein großer Traum, und es hat mich so viel weitergebracht. Jeder Tag ist ein Abenteuer, und sei es nur, am Abend stolz zu sein, alles verstanden zu haben, was die mit Newfie-Dialekt sprechenden Gasteltern und Klassenkameraden gesagt haben.
Meine Haare sind etwas zu lang geworden, die muss ich bald endlich mal schneiden, und auch sonst bin ich glaube ich ein bisschen anders geworden. Ich kann viel besser auf Menschen zugehen, und mich besser einbringen. Manche Freundschaften, die ich bis jetzt geschlossen habe, halten bestimmt noch bis nach meiner Abreise im Juni. Und auch wenn nicht, machen sie mir hier ein Erlebnis, was ich wirklich froh bin, haben zu können.

Hier noch ein paar „random“ Fotos, die nicht wirklich mit meinem Text zu tun haben, die ich euch aber trotzdem zeigen wollte.

cooler Regenbogen komplett zugefrorener See Eisschöllchen auf dem Meer
eines der ältesten erhaltenen Häuser Neufundlands ich auf einer Klippe das Meer 20 Minuten von unserem Haus entfernt

In letzter Zeit habe ich außerdem immer beim Homeschooling gehäkelt und schon eine halbe Decke zusammen, auf die ich ziemlich stolz bin. Haha

Ich melde mich bald mal wieder, wenn etwas Spannenderes passiert ist, als mein normaler Alltag.
Bis bald und bleibt im Gegensatz zu meiner Familie gerade gesund, euer Thiglu